Wer an Serien aus Skandinavien denkt, dem kommen als erstes Krimis in den Sinn, dunkel gehalten, undurchschaubar, hochspannend und mit einer überraschenden Auflösung. Doch auch herausragende Kömodien stammen aus den Nordländern, und dass man in Schweden auch SitComs machen kann, beweist nun "Solsidan - Von wegen Sonnenseite". Bereits 2010 produziert, hat es die erste Staffel in Deutschland - nach einem Start im PayTV - nun auch ins Heimkino geschafft.
Zahnarzt Alexander zieht mit seiner schwangeren Freundin Anna, einer Schauspielerin, aufs Land, oder was Städter eben dafür halten. Genauer in den Stockholmer Vorort Solsidan. Dort ist Alexander aufgewachsen, und nun ziehen sie in das Elternhaus ein. Problem ist nur, dass Alex' Mutter überhaupt nicht daran denkt, auszuziehen. Dazu kommt, dass sich Alex nicht traut, seine Mutter zum Ausziehen zu bewegen, sich aber auch nicht traut, es seiner Frau zu sagen. Überhaupt traut er sich niemals, seine Meinung zu sagen. Dazu kommen ihm Zweifel, ob er überhaupt der Vater von Annas Kind ist. Anna lässt sich beim Kinderwagenkauf ausführlich beraten und zwingt damit die junge Familie fast in den Ruin.
Nachbar Tord macht ihm zusätzlich das Leben schwer.
Eine Straße weiter wohnt Fredde mit seiner sehr eitlen Frau Mickan und deren beiden Kindern, die einen gehobenen Standard leben, aber weder mit ihren Kindern noch mit all ihren technischen Helfern zurecht kommen. Aber damit will Fredde ja auch nur angeben. Dazu pflegt er das Grillen als innige Leidenschaft, denn nach seiner Meiung kann man grundsätzlich alles grillen. Seine Grillsucht zwingt ihn dazu, einen Therapeuten aufzusuchen.
Die selbsternannte Vorzeigemutter Mickan zieht sich nach vierstündigem GNS-Babyknuffen einen schmerzhaften Tennisarm zu. Als Sprössling Victor die Windpocken hat, werden die kurzerhand von Vater Fredde übermalt, um ihn in den Kindergarten zu schmuggeln, denn Mama Mickan muss schließlich zum Schlussverkauf. Zu seinem fünften Geburtstag wird eine Mega-Party organisiert, die die Nachbarn erblassen lassen soll, doch der Junge möchte es lieber ruhig haben. Alexander und Fredde schrecken selbst vor einem Kochwettkampf nicht zurück, um herauszufinden, wer von beiden der bessere Koch ist. Dafür kann schon mal das Nobelpreis-Dinner nachgekocht werden.
Noch nicht genug? Da wäre noch Ove, ein Schulfreund von Alex und Fredde, ein in höchstem Maße nerviger und aufdringlicher Geizhals, der sich mit Vorliebe alles ausleiht und nichts mehr zurück gibt. Auch sonst wahrt er keinerlei Distanz zu seinen Mitmenschen, mischt aber in allen gesellschaftlichen Bereichen mit, und ist daher für Gefallen jeder Art unverzichtbar.
Die zehn Teile der ersten Staffel liegen auf DVD in der deutschen und schwedischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. Als Extras gibt es Featurettes zu sehen.
Seit Beginn von "Solsidan" wurde die Serie, wie auch ihre Darsteller, regelmäßig mit dem schwedischen Fernsehpreis Kristallen ausgezeichnet. Die DVD der ersten Staffel wurde mit 150.000 verkauften Exemplaren im ersten Jahr zur meistverkauften schwedischen Comedy-Produktion aller Zeiten. Zuvor verfolgten Millionen Fans die Ausstrahlung im Fernsehen, bescherten dem Sender TV4 einen Marktanteil von regelmäßig 60 Prozent und wurde damit die erfolgreichste SitCom in der Geschichte des Fernsehsenders!
Der Serienname bedeutet übersetzt Sonnenseite und ist der Name eines Stockholmer Vorortes und persifliert die Träume der Mittelschicht in allerbester Weise. Die Charaktere sind scharf beobachtet und so fällt einem beim Ansehen der zehn Folgen immer wieder ein, dass man selbst auch einen Ove, eine Mickan oder einen Fredde in der Nachbarschaft kennt. Die Geschichten werden pointiert erzählt, dass es eine echte Freude ist, die Folgen zu sehen und nach dem Abspann der letzten Folge am liebsten gleich mit der nächsten Staffel weitersehen möchte.
Kreativer Kopf hinter "Solsidan - Von wegen Sonnenseite" ist Felix Herngren, der auch gleich die Rolle des Alexander übernommen hat. Er ist auch der Drehbuchautor hinter dem Kino-Überraschungserfolg "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" sowie dessen Fortsetzung.
Die Besetzung der Rollen wurde bestens ausgesucht, und so erweckend die Schauspieler ihre Charaktere mit viel Feingefühl und Augenzwinkern zum Leben. Kein Wunder, dass das schwedische Fernsehen bisher fünf Staffeln von "Solsidan - Von wegen Sonnenseite" realisiert und mit überwältigendem Erfolg ausgestrahlt hat.
Ausgefeiltes Drehbuch nach scharfer Beobachtung diverser Vororte, behutsame Regie, trockener und teilweise recht schräger Humor und Figuren, die kein Fettnäpfchen auslassen: "Solsidan - Von wegen Sonnenseite" ist feinste Unterhaltung und wirft einen vergnüglichen Blick hinter die Fassade des skandinavischen Mittelstands. Das macht diese Serie zu einem besonderen Serien-Juwel, das man sich nicht entgehen lassen sollte und das ein wohliges Gefühl hinterlässt. Also ab in den Stockholmer Vorort zum Binge-Watchen!
S 2009, 230 Minuten
mit Felix Herngren, Mia Skälinger, Johan Rheborg, Josephine Bornebusch