Literaturverfilmungen erfreuen sich im deutschen Film gerade großer Beliebtheit, seien es Romanklassiker oder auch neuere Literatur. Ein großer Bucherfolg war "Sophia, der Tod und ich" von Thees Uhlmann, der nun für das Heimkino auf BluRay und DVD vorliegt.
Nachdem Erzengel Michaela alles für die Tode bereit gelegt hat, erscheinen die auf dem Dach eines Berliner Hochhauses und nehmen sich die Lebensbücher ihrer Klienten. Ein Tod scheint nicht besonders zuverlässig zu arbeiten, denn er bekommt immer nur einen Auftrag. Genau dieser Tod soll Reiner holen, und so klingelt er an dessen Haustüre. Reiner geht es aber gerade nicht so gut, und Zeit hat er auch nicht, schon gar nicht für den Tod, noch dazu seinen eigenen. Der Tod lässt aber nicht mit sich handeln und muss die drei Minuten Todeszeit nutzen, um Reiner mitnehmen zu können. Doch genau da klingelt Reiners Ex-Freundin Sophia an seiner Türe Sturm, weil sie wieder einmal zu spät dran sind, um rechtzeitig zu Reiners Mutter Lore zu deren Geburtstag zu kommen. Nachdem der Tod abgelenkt war, ist Reiner nicht tot und der Tod ratlos, weil er nun in der weltlichen Wirklichkeit gefangen ist. Also begleitet er Reiner und Sophie zu Reiners Mutter. Auf der Reise trinkt das ungleiche Trio reichlich Bier, und der Tod findet Gefallen an seinem irdischen Leben, auch am Besuch bei Reiners Mutter. Da Reiner aber seinen Todestag verpasst hat, wird ein weiterer Tod losgeschickt, um Reiner zu holen. Doch das ist nicht so einfach, und so kämpfen zwei Tode um einen potenziell Toten. Reiner hat noch einen Wunsch, und der dauert länger, als sie eigentlich Zeit haben: Er möchte einmal seinen Sohn sehen, dem er zwar jeden Tag eine Postkarte schreibt, ihn aber noch nie gesehen hat. Nun befinden sich Reiner, seine Mutter, Sophie und der erste Tod auf einer überaus chaotischen Reise wieder, die alle vier zu Reiners Sohn Johnny führen soll. Der zweite Tod ist ihnen aber längst auf den Fersen.
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen Sprachfassung (DTS HD MA 5.1) sowie in einer Hörfilmfassung vor. An Extras gibt es lediglich das Musikvideo von Thees Uhlmann zu seinem Song "Egal was ich tun werde, ich habe immer an Dich gedacht".
Der im deutschsprachigen Raum erfolgreiche Sänger und Musiker Thees Uhlmann hat sich 2015 ans Schreiben gewagt, und gleich sein erster Roman "Sophia, der Tod und ich" war ein voller Erfolg. Den hat Charlie Hübner als Vorlage für seine erste Spielfilm-Regie genommen, und hat ihn mit großartigen Schauspielenden, wie Anna Maria Mühe, Dimitrij Schaad und Marc Hosemann, in Nord- und Süddeutschland verfilmt. Bei seinem Roadmovie ist es dem Regisseur wie auch den Drehbuchautorinnen gelungen, den lockeren Lebensweisheiten-Plauderton aus der Romanvorlage zu übernehmen, und so findet man gleich zu Beginn prima in die schon eher ungewöhnliche Geschichte hinein.
Wer nun meint, dass es sich bei "Sophia, der Tod und ich" um eine norddeutsche Version des Brandner Kaspers handelt, bei dem der Tod in einem Glücksspiel ausgetrickst wird, damit der Brandner Kasper länger leben darf, irrt gewaltig. Grundsätzlich ist der Ausgangspunkt der gleiche, dass der Tod plötzlich vor der Türe steht, um Reiner abzuholen, aber dadurch, dass der Tod zu lange gewartet hat und nun auch im irdischen Leben festhängt, ändert die gesamte Erzählstruktur. Dazu ist der Tod mit Marc Hose ein besonders sympathischer Geselle, vor allem, wenn er sein unverwechselbares breites Lächeln aufsetzt, und der sich an Alkohol und Kuchen erfreut und auch gerne Auto fährt. Dass Reiner trotz allem sterben muss, ist dem Zuschauer die ganze Zeit bewusst, erst recht, wenn sich Gott und Erzengel Michaela unterhalten.
Ein Novum in dieser Geschichte ist auch, dass es nicht den, sondern viele Tode gibt, denn "einer allein würde das alles ja gar nicht schaffen", wie Reiner gleich zu Beginn des Films erklärt wird.
Charlie Hübner übernimmt eine kleine Rolle in seinem Roadmovie, die haargenau auf ihn passt, und auch seine Ehefrau Lina Beckmann ist in zwei verschiedenen Rollen mit von der Partie.
Auf den Film "Sophia, der Tod und ich" muss man sich, wie auch auf das Buch, einlassen, sonst verliert man schnell die Lust an der Geschichte. Wer gerne ernste Themen mit etwas Humor durchdenkt und auch vor mehreren Toden, Gott und einem Erzengel nicht zurück schreckt, ist hier goldrichtig und wird gut unterhalten. Einfach so für einen leichten Filmabend taugt der Streifen weniger, dazu sind die Themen zu ernst und es wird viel zu wenig Witz angeboten.
Als erste Regiearbeit von Charlie Hübner ist "Sophia, der Tod und ich" richtig schön geworden, da dürfen wir uns auf weitere Filme von ihm hinter der Kamera freuen!
D 2023, 98 Minuten
mit Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe, Marc Hosemann