Die Krimis um Kommissar Brenner waren ein Garant für volle Kinos, nicht nur in Österreich. Das kongeniale Trio um Autor Wolf Haas, Regisseur Wolfgang Murnberger und Schauspieler und Kabarettist Josef Hader hat eine großartige Film-Reihe geschaffen, die jede Menge Fans und zahlreiche Preise vereinen konnte. 2015 kam mit „Das ewige Leben“ der bisher letzte Film der Reihe in die Kinos, danach wollte Josef Hader seine eigenen Filme machen. Bereits 2017 kam „Wilde Maus“ in die Kinos, seine erste Regiearbeit, zu der er auch das Drehbuch verfasste und die Hauptrolle spielte. „Andrea lässt sich scheiden“ ist sein zweiter Film als Regisseur, Ko-Autor und Hauptdarsteller, der nun für das Heimkino auf BluRay und DVD vorliegt.
Vom Land möchte Andrea in die Stadt wechseln, um neu anfangen zu können. Sie ist Dorfpolizistin und will sich von ihrem Ehemann Andy scheiden lassen. Sie hat sogar schon eine Zusage der Polizei St. Pölten, dorthin zu wechseln, darf sogar schon ihre Dienstwohnung beziehen.
Ihr Kollege Georg feiert seinen 30. Geburtstag, zu dem das ganze Dorf, und natürlich auch Andrea eingeladen ist. Dort singt Andy Georg ein launiges Lied und will immer wieder mit ihm mit Schnaps anstoßen. Als Andy betrunken genug ist, möchte er noch einmal mit Andrea reden, damit die nicht weiter die Scheidung betreibt, doch Andrea möchte ihren Neubeginn in der Stadt, und das ohne ihren Ehemann. Weil Andy zu betrunken ist, um noch Autofahren zu können, nimmt ihm Andrea den Schlüssel ab und so marschiert er los. Kurz darauf fährt Andrea mit dem Auto nach Hause, wo sie unterwegs einen Anruf ihres Vaters bekommt. Abgelenkt durch diesen Anruf, fährt sie etwas an, weiß aber nicht, was. Sie begeht Fahrerflucht und fährt direkt nach Hause. Im Rahmen der Ermittlungen wird der Religionslehrer und trockene Alkoholiker Franz für den Täter gehalten, der am Tatort gehalten hat und sich selbst für den Täter hält.
In Andreas Leben überschlagen sich die Ereignisse, erst in der Familie, dann auch im Dienst. Franz' Leben gerät auch wieder aus den Fugen, als er wieder anfängt zu trinken. Andrea möchte Franz helfen, doch zuerst sollte sie ihr eigenes Leben wieder in den Griff bekommen. Nicht so einfach, wie sie schnell feststellt.
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) sowie in einer Hörfilmfassung vor. An Extras gibt es sechs sehr kurze Promo-Clips zu sehen.
Josef Hader zählt zu den besten Kabarettisten im deutschsprachigen Raum, sein Wortwitz ist weithin bekannt und seine Auftritte auf unzähligen Kleinkunstbühnen regelmäßig ausverkauft. Seine Filme sind längst Kult und haben zahlreiche Preise bekommen, und waren auch große Erfolge an den Kinokassen. Nun also hat er seinen zweiten eigenen Film gedreht, in dem er die Hauptrolle Birgit Minichmayr überlässt.
In den Bonus-Clips auf der BluRay beklagt Josef Hader selbst, dass man bei einem Kabarettisten immer nur lustige Filme erwartet, was er nicht ganz nachvollziehen kann, da er ein Abbild des Lebens schaffen möchte, das eben nicht immer lustig sein kann. Und so ist „Andrea lässt sich scheiden“, wobei der Titel schon irreführend ist, ein deprimierendes Drama geworden, in dem gleich in mehreren Leben nichts mehr so ist, wie es war, und das alles an nur einem einzigen Vorfall liegt. Da wird klar, dass „gut gemeint“ noch lange nicht „gut gemacht“ ist.
Hader vertraut bei der Besetzung wieder auf die großen Namen aus dem österreichischen Film und der österreichischen Bühnen, und hat die Hauptrolle der Andrea der überaus wandlungsfähigen Birgit Minichmayr auf den Leib geschrieben. In anderen Rollen sind Thomas Schubert, Robert Stadlober, Thomas Stipsits, Branko Samarovski, Maria Hofstätter und Marlene Hauser zu sehen, die in ihren Rollen aufgehen und ihre Spielfreude zeigen. Erstmals ist Haders Frau, Pia Hierzegger, nicht im Film zu sehen, sie wird aber als kreative Beraterin im Abspann gelistet.
„Andrea lässt sich scheiden“, der in nur 35 Drehtagen in Niederösterreich abgedreht wurde, feierte seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin in der Sektion Panorama. Gelobt wurden vor allem der pointenreiche Humor und die großartigen Dialoge, wie man es von Josef Hader kennt. Die Melancholie überwiegt jedoch, und so geht es am Ende des Films mehr um Schuld und Buße, als darüber, wie Andrea und Franz in ihren verfahrenen Situationen ihr Leben wieder in den Griff bekommen können, vor allem nach allen Konsequenzen, die sie sich stellen müssen.
Ohne Zweifel gehören Josef Hader und das großartige Ensemble, das er für „Andrea lässt sich scheiden“ auffahren lässt, zum besten, was Film- und Bühnen-Österreich zu bieten hat. Auch wenn der Film anlässlich des Österreichischen Filmpreises 2024 als „Publikumsstärkster Kinofilm“ ausgezeichnet wurde, hat er an den Kinokassen nicht richtig gezündet. Dazu ist der Film viel zu dramatisch und zu melancholisch geworden, eben anders, als man es sich vom ausgezeichneten österreichischen Kabarettisten erhofft.
Dennoch ist er einmal mehr ein bemerkenswerter Hader-Film geworden, den sich seine Fans nicht entgehen lassen sollten. Wer Josef Haders Filmwerk noch nicht kennt, sollte auf jeden Fall erst die Brenner-Filme genießen.
A 2024, 94 Minuten
mit Birgit Minichmayr, Josef Hader