Literaturverfilmungen gibt es in letzter Zeit in Hülle und Fülle, ob es sich nun um die anrührenden Romane von Nicolas Sparks oder die härtere Gangart von "50 Shades Of Grey" handelt. Dass es mit "Suite Francaise - Melodie der Liebe" erneut zu einer solchen Romanverfilmung gekommen ist, stellt noch keine Sensation dar, vielmehr ist es das Buch selbst. Über 60 Jahre lang war das Manuskript dazu verschollen und wurde nur zufällig von der Tochter der Autorin Irène Némirovsky entdeckt. Ursprünglich war von der Autorin eine fünfteilige Buchserie vorgesehen, doch nur die ersten beiden Romane konnten fertig gestellt werden, bevor Némirovsky 1942 festgenommen und nach Auschwitz deportiert wurde, wo sie nur Wochen später an den Folgen einer Typhus-Erkrankung starb.
Im Juni 1940 besetzten deutsche Truppen die französische Hauptstadt Paris und so flüchteten viele Einwohner der Hauptstadt auf das Land. Lucille lebt mit ihrer Schwiegermutter Madame Angellier auf einem großen Hof, ihnen gehören Ländereien, die sie an die Bauern verpachtet haben. Lucilles Ehemann befindet sich im Krieg, wenn die Familie auch nicht weiß, wo genau und ob er überhaupt noch am Leben ist. Als die Deutschen im idyllischen Dorf ankommen, wird der deutsche Offizier, Oberleutnant Bruno von Falk, im Herrschaftshaus der Familie Angellier einquartiert. Er unterscheidet sich von den anderen Soldaten, in dem er viel feinfühliger handelt und sich deutlich zivilisierter verhält als die anderen Soldaten. Das Leben im Dorf ist nicht einfach, und durch das gute Verhältnis zum deutschen Offizier Bruno kann Lucille einige Vorteile für die Dorfbevölkerung aushandeln. Auf der einen Seite sieht man sie nur als deutsches Flittchen, doch die Mehrheit bewundert Lucille für ihren Mut, sich gegen die Deutschen Besatzer zu stellen und ihnen die Stirn zu bieten.
Lucille versucht so gut es geht, mit ihrer dominanten Schwiegermutter auszukommen und erfährt dazu, dass sich ihr Ehemann in Kriegsgefangenschaft befindet. Lucille und Bruno kommen sich näher und stehen damit zwischen mehreren Fronten und müssen sich letzten Endes für eine Seite entscheiden.
"Suite Francaise - Melodie der Liebe" liegt auf DVD in der deutschen und der englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras finden sich ein Making Of, Featurettes, die Musik im Film sowie Interviews zu Cast und Crew.
Die vorsichtige und behutsame Erzählweise des Romans wird in bester Weise auf den Film übertragen, der eine lange Produktionsgeschichte erfahren hatte. Letztlich wurde der Film als französisch-britisch-kanadische Co-Produktion gedreht. Dass "Suite Francaise - Melodie der Liebe" so gut funktioniert, liegt am herausragenden Drehbuch, aber auch an der hochkarätigen internationalen Besetzung, allen voran Michelle Williams, Kristin Scott Thomas, Ruth Wilson, Matthias Schoenaerts und Sam Riley, doch auch die Nebenrollen wurden mit Heino Ferch, Lambert Wilson und Tom Schilling großartig besetzt und gespielt. Erstaunlich dabei ist nur, dass so wenige französische Schauspieler besetzt wurden, und das in einem Film, der in Frankreich gedreht wurde und dort handelt, und dessen Umsetzung vom französischen Fernsehsender TF1 angestoßen wurde.
Die Musik spielt in dieser Romanverfilmung eine zentrale Rolle und bekommt deswegen auch große Aufmerksamkeit und begeistert in ihrer schlichten Schönheit.
Leichte Kost ist "Suite Francaise - Melodie der Liebe" nicht, und auch kein Film, den man sich mal eben im Vorbeigehen ansieht, man muss diesen Film sehen wollen, damit er sich voll entfalten kann. Wer sich darauf einlässt, wird aber nicht enttäuscht werden und gute 100 Minuten mit der jüngeren deutsch-französischen Geschichte konfrontiert, die so oder so ähnlich passiert sein könnte.
Für historisch interessierte Cineasten und Freunde gut erzählter Filme ist "Suite Francaise - Melodie der Liebe" allemal eine Entdeckung wert und wird ganz sicher auch mit großem Genuss und Gewinn konsumiert. An diesem Film sollte niemand vorüber gehen!
F/GB/KAN 2014, 103 Minuten
mit Michelle Williams, Kristin Scott Thomas, Ruth Wilson