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Code AVA - Trained To Kill

Die starken Frauen sind ganz im Trend, und das in jeder Hinsicht. Vor allem im Action-Kino sind sie präsenter denn je, und so reiht sich nun auch Jessica Chastain in die Riege der Agentinnen mit ordentlicher Durchschlagskraft ein. Dabei herausgekommen ist "Code AVA - Trained To Kill", der nun für das heimische Kino verfügbar ist.

Ihr Auftrag ist ganz einfach: Die Profikillerin Ava arbeitet für eine dunkle Geheimorganisation und schaltet weltweit hochrangige Zielpersonen aus. Die Wahl der Waffen bleibt ihr selbst überlassen, doch kann sie es nicht lassen, sich vor Auftragserfüllung mit ihren Opfern zu unterhalten. Dadurch baut sie eine Nähe zu ihren Opfern auf, worauf sie noch länger ihren Aufträgen nachhängt. Die mittlerweile trockene Alkoholikerin lenkt sich zwischen ihren Aufträgen vor allem mit Sport ab, und genießt ihr Leben in schicken Hotels. Aufgrund falscher Informationen ihres Mentors Duke läuft ein Auftrag in Saudi-Arabien nicht ganz wie vorgesehen ab, wo sie einen deutschen General in der Deutschen Botschaft in Riad ausschalten sollte. Den Auftrag erfüllt sie dennoch, wenn auch nicht ganz so elegant wie gedacht. Um sich davon zu erholen und um Gras über die Sache wachsen zu lassen, wird sie von ihrer Organisation in eine Zwangspause geschickt. Eine Nachricht ihrer Schwester führt Ava in ihr altes Leben zurück, nachdem sich deren Mutter im Krankenhaus befindet. Ihre Vergangenheit holt sie wieder ein, Gefühle der Machtlosigkeit und dauernde Erniedrigungen stellen sich wieder ein. Daneben hat Avas Auftraggeber Simon, Kopf der Organisation, ihren Mord in Auftrag gegeben. Nun muss Ava alle Register ziehen, um selbst am Leben zu bleiben, und nicht noch ihre Familie in Gefahr zu bringen.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. An Extras findet sich lediglich ein fünfzehnminütiges "Behind The Scenes".

Dass Jessica Chastain Action kann, hat sie zuletzt in "X-Men: Dark Phoenix" gezeigt, und es besteht kein Zweifel, dass die ausgezeichnete Schauspielerin eine großartige Drama-Darstellerin ist. In "Code AVA - Trained To Kill" kann sie nun beides verbinden, wenn auch ihre Rolle beides nicht so richtig hergeben will. Dennoch holt sie das Beste aus der Ava heraus, und trotzdem bleibt sie im Film farblos. Neben ihr spielen John Malkovich und Colin Farrell undurchsichtige Killer, als Avas frustriert-fiese Mutter ist Geena Davis zu sehen.
Regisseur Tate Taylor arbeitet nach "The Help" das zweite Mal mit Chastain, die den Film auch mit produziert hat. Das Drehbuch stammt von Matthew Newton, der bisher vor allem als Serien-Darsteller bekannt geworden ist.

Irgendwie lässt sich "Code AVA - Trained To Kill" nicht recht einem Genre zuordnen. Es gibt Action, aber nicht genügend, um als Action-Film durchzugehen, aber auch zu wenig Drama, um dieser Kategorie gerecht werden zu können. In den 96 Minuten gibt es gerade einmal fünf mehr oder weniger kurze Action-Sequenzen, und beim Drama nimmt sich der Film zu viel vor. Die schwierige Kindheit, das schwere Alkoholproblem, der Ex-Freund, der jetzt mit der Schwester zusammen ist, die Zeit bei der Army, die Rekrutierung als Killer, die Rolle ihres Mentors, die Hintergründe der Geheimorganisation, alles wird nur sehr kurz angeleuchtet, und so bleibt der Zuschauer bis zum Schluss mit jeder Menge offener Fragen alleine zurück, als ohne jede Vorwarnung der Abspann einsetzt. Getragen wird der Film ausschließlich durch die großartige Leistung der Hauptdarstellerin Jessica Chastain, die zumindest einige Ungereimtheiten des schwachen Drehbuchs ausgleichen können. Die anderen Filmgrößen verkommen hier nur als Stichwortgeber, was eine zusätzlich verschenkte Gelegenheit darstellt. Da hat man schon stärkere Pilotfolgen einer Krimi-Serie gesehen.

Bedingt durch die Pandemie war "Code AVA - Trained To Kill" kein Kinostart beschert, was dem Film aber auch keinen Abbruch tut. Vielleicht wurde dem hochkarätig besetzten Streifen so ein Reinfall an den Kinokassen erspart.

Die Film-Idee ist keinesfalls neu und wurde in letzter Zeit schon zu oft im Kino gesehen, unter anderem in "Anna" oder "Red Sparrow", wobei diese jede Menge Action und eine annähernd schlüssige Geschichte vorzuweisen haben, was "Code AVA - Trained To Kill" beides fehlt. Geschadet hat dem Film zusätzlich, dass kurzfristig der Regisseur ausgewechselt wurde, nachdem es Vorwürfe gegen Matthew Norton wegen häuslicher Gewalt gegeben hatte, und er deswegen den Film nicht mehr inszenieren durfte.

Ruhigen Gewissens ist dieser Film nicht als angenehme Samstag Abend-Unterhaltung zu empfehlen, dazu lässt "Code AVA - Trained To Kill" zu viele Fragen unbeantwortet, was einem Filmgenuss abträglich ist. Sollte der Film als Beginn einer Reihe gedacht sein, wären die Filmemacher gut beraten, etwas gründlicher am Drehbuch zu arbeiten, um daraus eine schlüssige Geschichte zu basteln.

Pascal May
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