Fällt den Filmemachern nichts Neues ein, reicht es immer noch für eine Fortsetzung, oder noch besser, für ein Remake, um erfolgreiche Stoffe für die heutige Jugend und angepasst an die heutige Zeit wieder zu beleben. So war es wohl auch nach 46 Jahren an der Zeit, der französischen Kult-Komödie "Das Spielzeug" neues Leben einzuhauchen, die nun auch in Deutschland auf BluRay und DVD vorliegt.
Sami ist ein Lebenskünstler, der sich mehr schlecht als recht durch das Leben schlängelt. Er steckt voller Ideen, von denen aber keine richtig zündet. Er lebt mit seiner Freundin Alice in einer kleinen Wohnung in einem heruntergekommenen Hochhaus in einem Pariser Vorort, in dem auch alle seine Freunde wohnen, weil er dort aufgewachsen ist. Nun erwartet Alice ihr erstes gemeinsames Kind, die erste richtige Herausforderung für Sami. Um seine Familie zukünftig versorgen zu können, nimmt er widerwillig einen Job als Nachtwächter in Philippe Étiennes Luxusgütergeschäft an, wo er sich sehr langweilt. Als sich Etiennes einziger Sohn Alexandre, der vor Kurzem seine Mutter verloren hat und seit dem mit jeder Menge Spielzeug überschüttet wird, an seinem Geburtstag das perfekte Geschenk aus seinem Warenhaus aussuchen soll, entscheidet er sich für Sami. Nichts kann den herrischen und verwöhnten Spross davon abbringen, ein menschliches Spielzeug, das auch als solches verpackt werden soll, mit nach Hause zu nehmen.
Sami ist die erste Person, die sich traut, Alexandre zu widersprechen, was dem Kind gar nicht gefällt, weil er sonst als kleiner König mit unendlicher Macht behandelt wird. Bald schon merkt Sami, was dem Jungen fehlt, und dass kein materielles Geschenk helfen kann.
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und französischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. Extras sucht man auf der blauen Scheibe vergeblich.
Francis Veber war insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren der Meister der französischen Komödie, die er geschrieben, produziert und inszeniert hat. Dabei war "Das Spielzeug" mit Pierre Richard in der Hauptrolle, der als grobe Vorlage für "Der geschenkte Freund" dient.
Diese neue Familienkomödie geht aber weiter als sein Original, denn in der Neuauflage wird mehr der soziale Aspekt aufgezeigt, der im Original eher durch Gags überspielt wurde. Der englischstämmige französische Regisseur James Huth kann inzwischen auf einige erfolgreiche Komödien verweisen, die er vornehmlich mit Jean Dujardin realisiert hat.
Nun also die Neuverfilmung "Der geschenkte Freund", die mit dem Komiker und Schauspieler Jamel Debbouze als "Spielzeug" Sami hervorragend besetzt wurde. Die Rolle des kühlen Unternehmers Philippe Étienne hat Daniel Auteuil, einer der profiliertesten französischen Schauspieler, übernommen. Der anfangs sehr nervige und überverwöhnte Sohn Alexandre wird von Simon Faliu dargestellt.
"Der geschenkte Freund" ist nach "Das Spielzeug" und dem US-amerikanischen Film "The Toy" die bereits dritte Verfilmung des Stoffs, und noch immer zündet die Idee. Herausgekommen ist nun eine lustige, rührende und großherzige Geschichte, die für die ganze Familie funktioniert. So lernt nicht nur der verwöhnte Zehnjährige, dass es Dinge gibt, die man mit Geld nicht kaufen kann, und dass es neben Geld und Macht noch viel wichtigere Dinge im Leben gibt. In der Nebengeschichte werden die Auswirkungen einer schnellen und emotionslosen Entscheidung des Vaters auf ein ganzes Wohnviertel aufgezeigt, die dann wichtig wird, wenn jemand aus der näheren Umgebung davon betroffen ist.
"Der geschenkte Freund" bietet also eine viel größere Palette an Themen an, als man zuerst vermuten könnte, und unterhält die ganze Familie dennoch bestens.
Der Film, der wochenlang in den französischen Kinos sein Publikum gefunden und damit in den Top Ten der Kinocharts vertreten war, bietet knapp zwei Stunden beste Unterhaltung, die nicht durchgehend lustig ist, was aber auch gut so ist. Feinste Unterhaltung für die ganze Familie!
F 2022, 112 Minuten
mit Jamel Debbouze, Daniel Auteuil