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Meine schrecklich verwöhnte Familie

Frankreich ist filmisch vor allem bekannt für herausragende Komödien, was Millionen von Kinobesuchern auch außerhalb Frankreichs belegen. Zahlreiche der besonders erfolgreichen Stoffe wurden neu verfilmt und erreichten so ein ganz neues Publikum. So etablierten sich einige Schauspieler und Schauspielerinnen, die sich als Quotengaranten etablierten. Einer davon ist zweifellos Gérard Jugnot, dessen neuester Film nun für das deutsche Heimkino auf BluRay und DVD vorliegt.

Der französische Millionär Francis Bartek ist Vater von drei Kindern, die er wohl etwas zu sehr verwöhnt hat. Inzwischen sind sie erwachsen, haben aber noch keinen Tag gearbeitet und nehmen den Reichtum des Vaters als selbstverständlich an. Philippe interessiert sich nur für seine geliebten Autos, Stella bevorzugt ein Leben als Influencerin und Alexandre lebt für seine kurzen Affären mit älteren Frauen. So darf das Leben gerne weiter gehen.
Doch Papa Francis möchte seiner verzogenen Brut eine Lektion erteilen, die sie auf den Boden zurückholen soll: Damit sie endlich lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und nicht mehr aus Papas Tasche zu leben, gibt er vor, pleite zu sein. Um alles noch etwas glaubhafter zu machen, gibt er vor, wegen Veruntreuung von der Polizei und den Finanzbehörden gesucht zu werden. Kurzum, die vier müssen abhauen und müssen sich verstecken! In einer kargen Behausung offenbart er ihnen den nächsten Schritt: Sie müssen sich Arbeit suchen und regelmäßig dort hingehen, um für die Familie aufkommen zu können. Sind sie jetzt arm und müssen sie nun wirklich regelmäßig arbeiten?

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und französischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. Extras gibt es keine.

Gespickt mit einer ordentlichen Portion französischem Flair inszeniert Regisseur Nicolas Cuche eine feine Komödie über Familie, Kinder und das liebe Geld. Das Drehbuch stammt von Laurent Turner und Nicolas Cuche und ist eine sehr freie Adaption der erfolgreichen mexikanischen Komödie "Nosotros Los Nobles" von Gary Alazraki.
"Pourris Gâtés", wie der Film im Original heißt, was so viel bedeutet wie "Verzogen, Verwöhnt", war in Frankreich an der Kinokasse ein Erfolg. Noch erfolgreicher lief er aber international im Streaming, insbesondere in Mittelamerika.

In den Hauptrollen sind neben Gérard Jugnot als Papa Francis der Komiker Artus als Autonarr Philippe, die Musikerin Camille Lou als Edel-Tochter Stella und Louka Meliava als alternativer Playboy Alexandre. Die vier harmonieren sehr gut in ihren Rollen und miteinander, wenn auch die Rolle des Vaters, der ja alles ausgehackt hat, etwas zu kurz kommt und im Unklaren bleibt.

Dennoch erzählt "Meine schrecklich verwöhnte Familie" mit viel Charme und Witz von den Hürden des Familienlebens, vor allem aber von den besonderen Herausforderungen des (verspäteten) Erwachsenwerdens und davon, in seinem Leben auch mal Verantwortung zu übernehmen.

Wer bei "Meine schrecklich verwöhnte Familie" eine krachende Komödie zum auf die Schenkel hauen erwartet, ist hier falsch, denn der Humor ist sehr subtil platziert. Um sich einfach nur 96 Minuten bei Chips und Popcorn gut unterhalten zu lassen, wird an diesem Film Gefallen finden.

Pascal May