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Es sind die kleinen Dinge

Als der französische Schauspieler Michel Blanc am 03.10.2024 mit 72 Jahren an einem Herzinfarkt starb, war nicht nur die „Grande Nation“ erschüttert. Blanc hatte längst mit seinen Komödien wie auch seinen Dramen weltweit Anhänger gefunden, die mit den Franzosen um den großen Mimen trauerten. Einer seiner letzten Filme, „Es sind die kleinen Dinge“, kam im Frühjahr diesen Jahres in die deutschen Kinos, nun liegt er auf BluRay und DVD für das Heimkino vor.

In ihrer 400-Seelen-Gemeinde Kerguen in der Bretagne macht Alice so ziemlich alles: Sie ist Bürgermeisterin und gleichzeitig Lehrerin der Dorfschule, sie hört sich alle Sorgen ihrer Gemeinde an und wenn es sein muss, repariert sie fix ein Schlagloch in der Straße. Über Hobbies braucht sie sich keine Gedanken zu machen, um eine Liebe auch nicht, denn dafür bleibt ihr einfach keine Zeit, denn sie ist ständig im Dienst.

Der eigenwillige Émile hat mit fast jedem im Dorf Streit, und so wundert es Alice sehr, als er in ihre Grundschule kommt, weil er mit 65 Jahren endlich lesen und schreiben lernen möchte. Bisher hat das immer sein Bruder für ihn übernommen, aber seit dessen Tod hat Émile niemanden mehr, der ihm dabei hilft. Er kommt bestens mit den Kindern zurecht, die ihm klar machen, dass er in der 1. Klasse ist, weil er noch nicht lesen und schreiben kann. Wenn er beides beherrscht, kann er in die 2. Klasse kommen. Als er lesen kann, liest er zum ersten Mal Briefe, die er vor 40 Jahren bekommen hat. Liebesbriefe, die bisher unbeantwortet blieben.

Weil die kleine Schule gerade einmal zehn Schülerinnen und Schüler unterrichtet, steht sie vor dem Aus. Alice befürchtet, dass wenn die Schule erst einmal weg ist, noch mehr Einwohner wegziehen werden. Sie muss handeln und weiß die Einwohner von Kerguen hinter sich, die sehr kreative Ideen entwickeln können.

Der Film liegt auf DVD in der deutschen und französischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. Extras gibt es keine.

„Es sind die kleinen Dinge“ ist gerade einmal der zweite Langfilm, den die Filmemacherin Mélanie Auffret gedreht und an dessen Drehbuch sie mitgeschrieben hat, mit dem sie große Erfolge an den Kinokassen feiern konnte. Zudem hat sie beim Internationalen Komödien-Filmfestival von l’Alpe d’Huez gleich zwei Preise in Empfang nehmen können, nämlich den Publikumspreis sowie den Spezialpreis der Jury.

Der Film steht und fällt mit der hervorragenden Besetzung, vor allem durch Michel Blanc als Émile und Julia Piaton als Alice, zwei einsame Menschen, die sich nicht gesucht, aber gefunden haben und sich bestens verstehen und unterstützen. Doch auch die Schulkinder spielen großartig zusammen mit den Erwachsenen auf.

Es ist eine Geschichte von David gegen Goliath, wenn sich das Dorf gegen die Schließung der Schule wehrt, die Lehrerin gegen die Schulbehörde. Doch zeigt der Film auch auf, wie man sich mit Witz und Kreativität wehren kann, vor allem, wenn alle zusammenhalten und an einem Strang ziehen.

„Es sind die kleinen Dinge“ ist ein Wohlfühlfilm, der mit Vorurteilen aufräumt, die Vorteile und den Charme des Dorflebens aufzeigt und seinen Protagonisten aufzeigt, dass es nie zu spät ist, wenn man sich etwas vornimmt. Der Film macht einfach rundum Spaß, lädt zum Nachdenken ein und hinterlässt am Ende ein wohliges Gefühl. Bestes französisches Komödien-Kino eben!

Pascal May