Wenn man dieser Pandemie etwas Gutes abringen möchte, betrifft es sogar die Kinos. Da alle großen Filme ins kommende Jahr verschoben wurden, gibt es jede Menge Platz für Arthaus-Kino und kleine Filme, die sonst neben den brachialen Marketing-Kampagnen und unzähligen Kopien der Blockbuster untergegangen wären.
Ein weiteres Kleinod liegt nun auf BluRay und DVD vor.
Seine Ferien hatte sich Daniel, der zusammen mit seiner Mutter und seinem Hund in einer englischen Kleinstadt lebt, ganz anders vorgestellt. Es war geplant, dass er den Sommer bei seinem Vater und dessen Familie, die gerade Nachwuchs erwarten, in Florida verbringt. Doch daraus wird nichts, als der Vater kurzfristig absagt. Nun muss Daniel die Ferien zusammen mit seiner Mutter, "der langweiligsten Person der Welt", in Großbritannien fristen. Er trifft sich mit seinem besten Freund, und hängt viel mit ihm ab. Daniel liebt "Metallica" und möchte gerne in einer Heavy Metal-Band spielen, traut sich aber nicht, zu einem Vorsingen zu gehen.
Seine Mutter Sue arbeitet als Bibliothekarin in der örtlichen Bücherei und wird eines Tages von Daniels Geschichtslehrer zum Abendessen eingeladen, und fühlt sich davon sehr geschmeichelt. Für Daniel ist das nur ein weiterer Tiefpunkt seines Sommers. Da hilft es auch nicht, dass ihn seine Mutter noch immer wie ein kleines Kind behandelt. Widerwillig lebt er in den Tag hinein, hat keine Lust, überhaupt mit seiner Mutter zu reden oder etwas mit ihr zu unternehmen. Dennoch fährt er mit ihr an die Küste und geht mit ihr Essen, beleidigt sie und lässt keinen Zweifel daran, dass er der unglücklichste Teenager in ganz England sein muss. Dennoch liebt er seine Mutter, kann es ihr nur nicht zeigen, bis sie sich dann doch noch zusammenraufen.
Der Film liegt auf der BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. Extras gibt es keine.
Wie Daniel auch, hat "Mein etwas anderer Florida Sommer" keinen schönen Sommer, denn ursprünglich war geplant, dass der Film im Juni in die Kinos gekommen wäre, doch da waren sie pandemiebedingt längst geschlossen. Nun ist er, nachdem er bereits im vergangenen Jahr unter anderem auf dem Locarno Filmfestival und dem London Film Festival gezeigt und gefeiert wurde, direkt für das Heimkino erschienen.
Earl Cave, Sohn des Musikers Nick Cave, in seiner ersten Hauptrolle, ist ein Glücksgriff und spielt brillant den wortkargen, introvertierten Teenager Daniel, an dem sich seine überforderte Mutter, großartig gespielt von BAFTA AWARD-Gewinnerin Monika Dolan, liebevoll aber unbeholfen abarbeitet.
Regisseur Simon Bird, bekannt aus der britischen Sit-Com "The Inbetweeners", gelingt eine wunderbare, witzige und gleichzeitig berührende Coming-of-Age Komödie, die die Lust auf Urlaub, Musik und Fish & Chips definitiv entfacht.
Neben Heavy Metal-Musik sind im Film noch zahlreiche federleichte Songs der schottischen Rock-Band "Belle & Sebastian" zu hören.
Vermutlich wäre dieser kleine, stille, nachdenkliche Film im Kampf an der Kinokasse untergegangen, und so ist es ein Segen, dass er eine Chance für das Heimkino bekommen hat, damit er da von Genre-Fans entdeckt werden kann. "Mein etwas anderer Florida Sommer" ist einfach zauberhaft, anrührend und dialogstark zugleich, dass es eine Freude ist, vorsichtig und behutsam in die kleine Welt der Familie Bagnold eintauchen zu dürfen.
Eine hinreißende Coming of Age-Erzählung, die auf der Grafik-Novel "Days of the Bagnold Summer" basiert, und die seine Zuschauer mit einem wohligen Gefühl zurücklässt.
GB 2019, 82 Minuten
mit Monica Dolan, Earl Cave