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The Rhythm Section

Starke Frauen sind nicht nur in Kino im Trend, da aber ganz besonders. Hollywood zeigt, dass auch sie Rache nehmen und zuschlagen können, sich gegen Männer behaupten und Gewalt anwenden können. Neuestes Beispiel in dieser Reihe ist "The Rhythm Section", der nun für das Heimkino vorliegt.

Ihre Eltern und Geschwister hat sie in einem dramatischen Flugzeugabsturz über dem Atlantik verloren. Seit dem ist ihre Welt aus den Fugen geraten, zumal sie eigentlich selbst mit an Bord sein sollte. Die einstmals höchst erfolgreiche Studentin an der Elite-Universität von Oxford ist in die Gosse abgerutscht: Sie arbeitet als Prostituierte und bekämpft ihren Schmerz mit harten Drogen. Stephanie Patrick ist am Ende.
Eines Tages erfährt sie vom freien Journalisten Keith Proctor, dass das Flugzeug nicht aufgrund eines Unfalls, sondern nach einem gezielten Anschlag abgestürzt ist. Nun sinnt sie auf Rache.
Sie nimmt Kontakt zu Proctors Quelle auf, einem beurlaubten Agenten des MI6, den sie nur unter dem Kürzel "B" kennt. Der macht sie fit, bringt ihr den Nahkampf und das Schießen bei, und acht Monate später beginnt ihr Rachefeldzug.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. An Extras bietet die blaue Scheibe die sechs entfallenen Szenen "Where's His Money?", "Why Did You Come for Me?", "Promise", "The Bag", "This is your Funeral" und "My Name is Stephanie" sowie die Featurettes "Stephanie's Journey", "Fight or Flight", "Never Leave Second Gear", "One Shot Explosion" und "Designing 'The Rhythm Section'".

"The Rhythm Section" ist ein weiteres Film-Opfer der Corona-Pandemie. Geplant war es, dass der Mystery-Thriller im Juni ins Kino kommen sollte, doch nun erscheint er direkt auf BluRay und DVD. Verstecken braucht sich der Streifen deswegen aber nicht, auch wenn er in den US-Kinos komplett durchgefallen ist und seinem Studio geschätzte 40 Millionen Dollar Verlust eingebracht haben soll.

Inszeniert wurde "The Rhythm Section" von Reed Morano, die bisher vor allem als Kamerafrau viel Beachtung fand, inzwischen macht sie auch als Regisseurin von sich reden. Dazu ist sie die erste Frau in der Fernseh-Geschichte, die im selben Jahr sowohl den "Emmy" als auch den "Director's Guild Award" für ihre Regieleistung für die Pilotfolge von "The Handmaid's Tale" gewann. Ihren neuesten Film inszeniert sie sehr behutsam, erzählt langsam, um so den Schmerz, den Stephanie verspürt, noch zu verstärken.

Die Hauptrolle des Rache-Engels Stephanie übernimmt Blake Lively, die vor allem für Ihre Rollen in "Gossip Girl", "Für immer Adaline" und "Nur ein kleiner Gefallen" bekannt wurde. An ihrer Seite spielt der britische Mime Jude Law den aus dem verborgenen agierenden Informanten "B", der Stephanie aus ihrer Opfer-Rolle holt. Sterling K. Brown spielt den zwielichtigen Händler wertvoller Informationen Frank White. Zweifellos gehören diese drei Schauspieler zu den besten ihrer Zeit, denn hier reicht nur ein Blick oder eine Geste eines jeden einzelnen, um ihre Figuren glaubhaft zu vervollkommnen und die Zuschauer zu überzeugen.
Das Drehbuch stammt von Mark Burnell, das auf seinem Roman basiert.
Produziert wurde "The Rhythm Section" von Barbara Broccoli und Michael G. Wilson, dem Produzenten-Duo hinter den erfolgreichsten James Bond-Filmen aller Zeiten.

Ganz sicher ist "The Rhythm Section" kein Film, in dem eine Frau Rache an ihren Peinigern nimmt, und auf Anhieb alles richtig macht. Es dauert, bis sie sich in ihrer Rolle als Kämpferin und Killer zurecht findet, und muss auf diesem Weg einiges einstecken. Doch genau das macht diesen Film aus, dass er nicht aalglatt durchgetaktet ist und von einer Explosion zur nächsten hetzt. Den Aufstieg aus der Gosse zum Killer kann man jederzeit sehr genau nachvollziehen, bis sie bereit für ihren ersten Einsatz ist, und Jagd macht auf alle, die am Tod ihrer Familie sind.

Für einen Action-Film knallt es in dieser Geschichte zu wenig, für einen Thriller baut sich die Spannung zu langsam auf, als Krimi möchte man den Streifen aber auch nicht bezeichnen. So ist "The Rhythm Section" ein großartiger Genre-Mix aus vielen Elementen, was ihm einen ganz besonderen Reiz gibt, und den Zuschauer immer weiter rätseln lässt, ob und wie Stephanie an ihr Ziel kommen wird.

Wer sich auf eine behutsam erzählte Geschichte einlässt, die sich sehr langsam aufbaut, wird mit "The Rhythm Section" viel Freude haben. Ideal für einen Filmabend zuhause.

Pascal May