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Der Heimweg

Es ist Freitag kurz nach 22 Uhr, stockdunkle Nacht und Klara irrt alleine im Berliner Grunewald umher. Sie ist verzweifelt und hat unbeschreibliche Angst. Am Handy spricht sie mit Jules, einem Mann vom Begleittelefon. Diese Nummer kann jeder kostenlos anrufen und nutzen, der nachts Angst auf seinem Heimweg Angst verspürt, sich unsicher ist bei schlecht beleuchteten Unterführungen oder beim Überqueren leerer Parkplätze wenigstens eine telefonische Begleitung wünscht. Jules, der mit seiner angenehm sanften Stimme Ruhe ausstrahlt, hilft den Frauen, ihre Angst in der Dunkelheit zu bewältigen, und kann, wenn es nötig ist, auch schnell Hilfe anfordern. Aber bei Klara ist es ganz anders. Sie wirkt panisch, ist kaum zu verstehen und erscheint sehr erschöpft. Aus ihrer Stimme ist Todesangst zu erkennen und sie erscheint wie jemand, der kurz davor ist, sich das Leben zu nehmen. Irgendwie gelingt es Jules, ihr Vertrauen zu gewinnen und er versucht, Klara in der Leitung zu halten. Klara hat nämlich Angst davor, nach Hause zu gehen und irrt deshalb alleine in der Dunkelheit umher. Soviel hat Jules schon aus ihr herausbekommen. Sehr aufgebracht erzählt sie von ihrem gewalttätigen Mann und jemandem, der sie schon einmal überfallen hat, und der scheinbar weiter hinter ihr her ist. Jules versucht, sie nicht aus der Leitung zu verlieren, aber Klara hat ihren Entschluss wohl schon gefasst. Denn diese Person, die hinter ihr her ist, hat bereits vor Wochen mit Blut ein Datum auf ihre Schlafzimmerwand gemalt und so den Tag ihres vermeintlichen Todes angekündigt. Und dieser Tag bricht in wenigen Stunden an.

Stefan Fitzek, Jahrgang 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor von Psychothrillern. Seit seinem Debüt „Die Therapie“ im Jahre 2006 ist er mit allen Romanen ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden. Mittlerweile werden seine Bücher in vierundzwanzig Sprachen übersetzt und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Mit seinen Büchern hat er bereits eine Gesamtauflage von über 12 Millionen Exemplaren erreicht. Als erster deutscher Autor wurde er mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet und 2018 mit der 11. Poetik-Dozentur der Universität Koblenz-Landau geehrt. Auch als Vorlagen für Fernsehverfilmungen dienen seine Thriller wie beispielsweise „Das Joshua Profil", "Amokspiel" und "Passagier 23“ für RTL und Sat 1. „Abgeschnitten“ kam 2018 in die Kinos und ist derzeit auf Netflix zu sehen. Er lebt in Berlin.

Dies ist ein waschechter Fitzek-Thriller und absolut nichts für schwache Nerven! Der Meister der Thriller-Erzählung erzeugt wieder beste Spannung und Gänsehaut, so wie man es vom Autor mittlerweile in nahezu jedem Buch gewohnt ist. Ich bin erneut total begeistert. Alleine schon die Aufmachung des Buches ist ein absoluter Kracher und mega cool. Cover, Buchseitenränder, wie auch der Aussentext auf der Buchrückseite, alles in schwarz gehalten! Da ist man bereits - ohne auch nur eine Zeile gelesen zu haben- beim Anblick beeindruckt, gefesselt und mehr als neugierig. Das Buch selbst kann man, wie immer, nach den ersten Zeilen nur sehr schwer wieder aus der Hand legen. In kurzen, spannungsgeladenen 69 Kapiteln, die mit einigen Zeitsprüngen versehen sind, erzählt Sebastian Fitzek seinen Psychothriller, der den Leser in eine ganz eigene, besondere Welt eintauchen lässt. So manche Szenen in dem Buch sind sicherlich schwerer zu verdauende Kost, denn es geht um sexuelle, psychische und physische Gewalt gegen Frauen, vor allem in Beziehungen. Das Ganze mitunter erschreckend und schockierend real geschildert, wobei der Autor trotz aller Brutalität aber nicht über jegliche Grenzen hinausgeht. Der Eindruck und Effekt der vielfältigen Wendungen ist gewaltig und das Ende absolut nicht vorherzusehen.

Ergänzend möchte ich zudem noch sein Nachwort wie auch die Danksagung erwähnen. Er ist einer, der es schafft, nach all diesem Thrillergeschehen, eine überaus amüsante und unterhaltsame Variante zu diesen beiden Punkten zu schreiben, die einem einfach nur ein breites Grinsen ins Gesicht bringt.
Bin schon mehr als gespannt auf seinen nächsten Thriller und freue mich jetzt schon darauf.

Andrea Müller
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