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Ein Südfrankreich-Krimi (Fälle für Mathilde de Boncourt)

Regionalkrimis stehen bei den Leserinnen und Lesern hoch im Kurs. Und wenn man sich in diesen bewegten Zeiten kaum ins Ausland bewegen kann, kommen diese Romane gerade recht, um sich dort hin träumen zu können, wo man gerade sein möchte. Da bieten sich die Südfrankreich-Krimis von Liliane Fontaine an, wenn man sich ins Languedoc träumen möchte. Hierbei geht es um die Arbeit der Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt.

In Band eins geht es gleich richtig zur Sache: Die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt ist mit dem Urteil der Eheleute Jalabert sehr zufrieden. Der angesehene Doktor Bernard Jalabert und seine Frau wurden zu viereinhalb und eineinhalb Jahre verurteilt, weil sie ein 13-jähriges Mädchen aus Mauretanien als ihre „Haussklavin“ gehalten haben. Diese hat nach ihrem fünfjährigem Märtyrertum eine mutige Aussage gemacht und alles genau geschildert, so dass die Geschworenen zu einem einstimmigen Urteil gekommen sind.
Als am Ende des anstrengenden Arbeitstages endlich Zeit für eine Raucherpause am Hintereingang des Gerichts ist, dauert es nicht lange, dass ein Auto vorbeifährt, von dem aus Schüsse auf die Untersuchungsrichterin abfeuert werden. Mathilde kann sich in Deckung bringen, bleibt aber schwerverletzt liegen. Sie wird sofort ins Krankenhaus gebracht, wo man alles mögliche versucht, um sie am Leben zu erhalten. Nach Wochen im Krankenhaus fährt Mathilde de Boncourt zur Erholung zu ihrem Großvater Remy unweit von ihrem Wohnort in Südfrankreich, wo sie von dessen Haushälterin Odile wieder aufgepäppelt wird. Mathilde bleibt aber stets im Kontakt mit ihrem Kollegen, dem Commandanten Bouraada, der wöchentlich zu ihr auf das Weingut fährt, um die weitere Vorgehensweise festzulegen, um den Attentäter zu finden. Beide sind sich einig, dass der Fall Jalabert nur ein Teil von dem ist, was noch bei der „besseren Gesellschaft“ so vor sich geht. Es werden nun alle Fälle von jungen Mädchen oder Frauen genauer betrachtet, wo deren Tod ein Unfall oder tragischer Unglücksfall gewesen sein soll.
Zeitgleich fährt Martin von Bonn nach Südfrankreich, um für ein paar Monate weitere Recherchen für seinen Reiseführer, der neben Tipps für Sehenswürdigkeiten auch schöne Bilder sowie der Besuch von Weingütern, Ölmühlen und Käseherstellern enthalten soll. Er ist auch immer auf der Suche nach besonderen Objekten. Jedoch fährt er nicht ohne Grund nach Südfrankreich, denn er hat nach dem Tod seiner Mutter über den frühen Tod seiner Großmutter und deren Flucht 1941 von Südfrankreich nach Amerika erfahren. Seine Großmutter war französische Jüdin, sein Großvater war ein Deutscher. Er möchte so gerne erfahren, wie es damals zu dem Unfall gekommen ist, bei dem seine Großmutter schwer verletzt wurde und ein paar Tage später daran verstarb. Er weiß von einem Doktor, der seinen Großeltern damals geholfen haben soll.
Wie es der Zufall will, lernt Martin ein paar Tage nach seiner Ankunft Mathilde kennen und sie freunden sich an. Mathilde will ihm die Gegend zeigen, und ihm dabei helfen, mehr über seine Großeltern zu erfahren. Es kommen beide in ihren Ermittlungen weiter, aber es wird für beide lebensgefährlich.

Im zweiten Band wird es nicht ruhiger für die Richterin: Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt verbringt gerne die Wochenenden im Landsitz und Weingut ihres Großvaters. Unter der Woche wohnt sie in Nimes, in der Nähe ihres Arbeitsplatzes. Mathilde genießt die Zeit auf dem Landsitz, sie kann dort sehr gut abschalten, wird stets von Odile, der langjährigen Haushälterin und sehr guten Köchin, verwöhnt. An diesem Morgen genießt sie die warme Sonne beim Frühstück im Freien. Sie wird jedoch immer wieder von Sebastian, ihrem Neffen mit Down-Syndrom, angebettelt, mit ihm zu spielen. Mathilde hat aber irgendwie gar keine Lust.
Als dann Günther Sievers mit seiner Frau verbotenerweise die Ausgrabungsstätte einer herrschaftlichen Villa einbricht, machen sie einen grausigen Fund: Unter einer Plane finden sie eine weibliche Leiche. Sie informieren sogleich die Polizei und es dauert es nicht lange, bis Mathilde aus ihrem gemütlichen Wochenende gerissen wird. Rachid ruft sie an, um ihr den Fundort mitzuteilen, und dass er die Spurensicherung und Felix bereits verständigt hat. Dazu kommt sein kleiner Hinweis, dass die Leiche „interessant“ für sie sein würde. Mathilde macht sich sofort auf den Weg, ohne noch einmal zu sehen, wo Sebastian hingegangen ist. Es stimmt, Mathilde kennt die Tote, denn es ist ihre ehemalige Schulkameradin Flavia. Sie kann aber nicht viel über sie sagen, weil sie sich schon lange nicht mehr gesehen haben. Bei ihren Recherchen durchforsten sie erst einmal Flavias Wohnung, wo sie keinerlei Hinweise über irgendwelche weitere Kontakte oder sonst etwas finden. Auch die Nachfragen beim Archäologischen Museum bringen sie im Fall nicht weiter. Doch nur ein paar Kilometer weiter weg wird eine männliche Leiche gefunden wird. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um den Lebensgefährten der Toten. Dieser ist Kapitän auf einem Handelsschiff und oft wochenlang weg. Was haben die zwei im Schilde geführt, dass sie ermordet wurden? Mathilde und ihr Team kommen lange nicht weiter, und fordern sogar Hilfe aus Paris an, aber dank eines entscheidenden Hinweises, können sie den Täter doch noch überführen.

Mathilde kommt auch in Band drei nicht zur Ruhe.
Odile, die langjährige Haushälterin vom Weingut ihres Großvaters und auch ihre Ziehmutter nach dem Tod ihrer Mutter, macht sich Sorgen. Ihre beiden Freundinnen sind plötzlich verstorben und sie kann sich nicht vorstellen, dass es bei den beiden so schnell ging. Odile kann nicht einmal zur Beerdigung, da sie nicht die letzte Adresse der beiden kennt. Mathilde kommt aber nicht zur Ruhe, denn an einem Straßenrand wird eine verbrannte Leiche in einem Wagen, der die Böschung hinuntergefahren ist, gefunden. Aufgrund des Autokennzeichens kann der Fahrer ausfindig gemacht werden. Es handelt sich um den Journalisten Luc Maille, der stets an heißen Themen dran war. Nach weiteren Untersuchungen des Toten ist sich der Pathologe sicher, dass der Journalist wahrlich in den Tod getrieben wurde. Ein Kollege von Luc ahnt, an welchem Thema er zuletzt gearbeitet hat: Es könnte sich entweder um Missbrauch in der Kirche oder Pferdewetten handeln. Mathilde und ihre Kollegen haben nun wenigstens einen kleinen Ansatz, woran sie recherchieren können. Als in einem städtischen Brunnen ein toter Student tot aufgefunden wird, und kurz darauf noch ein Apotheker erschlagen wird, kann sich keiner der Ermittler einen Zusammenhang zwischen den Toten zusammenreimen. Ein möglicher weiterer Ansatz wäre noch der Selbstmord einer jungen Frau, bei dem sich bald herausstellt, dass sie die Schwester von Luc war. Irgendwie tappen die Richterin Mathilde und ihre Kollegen noch im Dunkeln, aber bei weiteren Nachforschungen kommen sie auf einen expliziten Ort, zu dem jeder Tote einen Bezug hat.

Liliane Skalecki veröffentlicht unter ihrem Geburtsnamen Liliane Fontaine Krimis aus Südfrankreich um die Richterin Mathilde de Boncourt. Sie promovierte an der Universität im Saarland in Kunstgeschichte sowie klassische und vorderasiatische Archäologie. Da sie französische Wurzeln besitzt, ist sie immer für einige Monate in Südfrankreich, wo sie die Lebensweise und die Geschichten um die Leute dort genießt. Seit 2001 lebt sie in Bremen, wo 2021 ihre neue Krimireihe von der norddeutschen Küste starten wird.

Die Südfrankreich-Krimis haben mich schnell in ihren Bann gezogen, da die Bücher sehr spannend beginnen hat und sich diese Spannung durch die Bücher hält. Ich musste sofort wissen, wer hinter all den Ereignissen steckt. Dass dann noch ein weiterer Fall hinzukommt, der nicht minder interessant und spannend ist, macht das Ganze nur noch besser und leseaufregender.
Der dritte Südfrankreichkrimi von Liliane Fontaine, das bisher dickste Buch der Reihe, war anfangs sehr verwirrend, doch bin ich davon ausgegangen, dass dies ein interessanter und verworrener Fall werden wird, und wurde in meiner Annahme nicht enttäuscht. Ich kann aber nur sagen, dass es wieder so spannend war wie die beiden Vorgänger, und ich gar nicht mehr aufhören wollte, die Geschichte weiterzulesen.

Ich bin begeistert von den Hauptpersonen, insbesondere von Mathilde, der spannenden Erzählweise und der detailreich beschriebenen südfranzösischen Gegend. Hier merkt man gleich, dass die Autorin Südfrankreich liebt, und dass sie sich gerne in Nîmes aufhält.
Ich hoffe nur, dass noch weitere Bücher von der Richterin Mathilde folgen werden. Ich bin inzwischen ein riesiger Fan von ihr geworden!

Gudrun Loher