Der dänische Thriller-Autor Jussi Adler Olsen ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Europas und hat mit seinen bisherigen Büchern eine Gesamtauflage von über 23 Millionen Exemplaren weltweit erreicht. In 40 Sprachen übersetzt verfügt er über eine riesige Fangemeinde weltweit, und da war schnell klar, dass vor allem seine auf zehn Teile angelegte Buch-Reihe um Carl Mørck aus dem Sonderdezernat Q verfilmt werden sollte. Bisher waren die ersten vier Filme in den Kinos, mit "Erwartung. Der Marco-Effekt" sollte ein Reboot der Reihe erfolgen, der nun für das Heimkino vorliegt.
Als der 14-jährige Marco an der Grenze zu Dänemark in einem Zug festgenommen wird, hat er selbst keine Papiere dabei, doch er trägt eines Seite aus dem Reisepass von William Stark bei sich. Der ist vor einigen Jahren spurlos verschwunden, nachdem er eines schweren Verbrechens beschuldigt wurde. Den Fall bekommt das Sonderdezernat Q der Mordkommission Kopenhagen. Kommissar Carl Mørck und sein Partner Assad müssen nun wieder eine alte Spur aufnehmen. Marco nimmt Kontakt zu seinem Vater auf, der in einer Sinti-und-Roma-Großfamilie lebt, die von organisierter Hehlerei bis hin zum Auftragsmord ihren Lebensunterhalt bestreitet. Steckt diese Familie mit ihrem Anführer Zola hinter dem Verschwinden Starks? Die Ermittlungen im Sonderdezernat Q lassen schnell vermuten, dass das Verschwinden Starks nur der kaltblütige Versuch war, ein Verbrechen viel größeren Ausmaßes zu vertuschen.
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und dänischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. Extras gibt es keine.
Die Romane von Jussi Adler Olsen haben eine riesige Fangemeinde, und auch der neunte Band fand sich gleich nach Erscheinen in den weltweiten Bestseller-Listen. Die Begeisterung über die Bücher ließ sich aber außerhalb Dänemarks nur schwer auf die Filme übertragen, und so trat der bisherige Mørck-Darsteller Nikolaj Lie Kaas ab und übergab die Hauptrolle an Ulrich Thomsen. Um die Fans der Filmreihe vollends zu verwirren, wechselten auch die Darsteller der beiden großen Nebendarsteller Assad (von Fares Fares zu Zaki Youssef) und Rose (von Johanne Louise Schmidt zu Sofie Torp), was nicht wirklich als ein zuträglicher Fanservice gewertet werden kann. Durch den Reboot der Thriller-Serie sollten neue Genre-Fans in die Kinos gelockt werden, was außerhalb Skandinaviens nur bedingt geklappt hat.
Ulrich Thomsens Verkörperung des Kult-Kommissars Carl Mørck funktioniert auf Anhieb, da er ihn deutlich gebrochener und kaputter darstellt als sein Schauspieler-Kollege Nikolaj Lie Kaas. Zaki Youssef spielt einen viel zu braven Assad, der durchgehend blass bleibt, und Sofie Torp spielt die neue Rose viel zu unauffällig, so dass sich Fans Johanne Louise Schmidt zurück wünschen, die eine herrlich entrückte Rose gab.
Natürlich ist es eine besondere Herausforderung, ein knapp 600 Seiten dickes Buch in zwei Stunden Film zu verpacken, da müssen Kompromisse eingegangen und Teile der Geschichte aufgegeben werden. Doch ob man dabei die richtigen Kompromisse eingegangen ist, erschließt sich nicht, da sich die Handlung teilweise sehr gehastet und wirr darstellt. Die neuen Darsteller müssen erst in ihre neue Rollen finden, um alle Fans der Reihe mitnehmen zu können, was auch eine Weile dauert, doch sollte in weiteren Verfilmungen der Carl Mørck-Reihe darauf geachtet werden, Assad und Rose mehr als nur Statisten-Aufgaben zuzuweisen, denn das hat in den ersten vier Filmen besser geklappt.
Insgesamt ist "Erwartung. Der Marco-Effekt" eine solide Umsetzung eines herausragenden Thriller-Buches, die gut unterhält. Mehr aber auch nicht. Wem das genügt, oder wer diese Reihe noch gar nicht kennt, ist mit diesem Reboot gut beraten. Hardcore-Fans werden beim ersten Sichten zumindest die Nase rümpfen.
DK/D 2021, 125 Minuten
mit Ulrich Thomsen, Zaki Youssef