Mehr Glanz und Glamour sollte es in diesem Jahr beim Filmfest München geben, mehr roter Teppich und mehr Prominenz. Fest steht, dass insgesamt weniger Filme als in den Vorjahren gezeigt wurden, Preise wieder üppig vergeben wurden und auch eine zu Ende gehende Fußball-Europameisterschaft dem Andrang in den Festival-Kinos nichts anhaben konnte. Derer gab es zwei Neuzugänge, die vom Filmfest-Zentrum gefühlt am anderen Ende der Stadt lagen: Das ARRI-Kino sowie die beiden Filmsäle in der Hochschule für Film und Fernsehen. Dafür war das Kino am Sendlinger Tor nicht mehr dabei.
Fest steht auch, dass über 70.000 Besucher dieses Sommer-Festival besucht haben, das zweitbeste Ergebnis seit der Gründung vor 30 Jahren.
Mehr Prominenz auf roten Teppichen war nicht wirklich zu beobachten, und sehr viel internationaler als in den vergangen Jahren ging es auf dem Filmfest auch nicht zu, im Gegenteil. Dadurch, dass einige Premieren in den Außen-Kinos stattgefunden haben, wurde die Präsenz der Schauspieler und Filmemacher aufgeteilt.
Insgesamt 186 Filme aus 47 Ländern wurden gezeigt, darunter viele Deutschland- und Weltpremieren. Heitere und publikumsgefälligere Produktionen sollten das Filmfest bestimmen, was durch den Eröffnungsfilm „Starbuck“ unterstrichen wurde. Altmeister vor und hinter der Kamera waren dabei ebenso vertreten wir Nachwuchsschauspieler und –regisseure. Melanie Griffith kam extra aus USA angereist, um ihren neuesten Film „The Grief Tourist“ in einer nächtlichen Premiere zu zeigen. Zuvor hat sie geduldig die Fragen der Filmfest-Besucher beantwortet. Gleiches tat auch US-Akteur James Franco, bekannt unter anderem aus dem Oscar-nominierten Film „127 Hours“. Als er dann aber im Cinemaxx seine Regie-Arbeit vorstellte, wurde er von vier Bodyguards abgeschirmt, die ihn zügig durch das Kinozentrum geschoben haben, was einigen weiblichen Fans fast schon das Herz brach, die auf ein Autogramm oder ein Bild mit dem Hollywood-Mimen gehofft hatten. Weitere Hollywood-Prominenz war unter anderem mit dem Filmkomponisten Giorgio Moroder vertreten, der für seinen Song „Take My Breath Away“ den Oscar erhalten hat. Er war es auch, der die Filmauswahl für das diesjährige Open-Air am Gasteig getroffen hat, allesamt Streifen, zu denen er die Musik geschrieben hat. Aus Frankreich angereist war Julie Delpy, die sich inzwischen auch als Regisseurin etabliert hat. Sie stellte gleich zwei neue Filme vor, „2 Tage New York“ und „Familientreffen mit Hindernissen“, nachdem auch sie sich den Fragen ihrer Fans gestellt hatte. Todd Hayes, einer der bedeutendsten Independent-Filmemacher der USA, kam ebenso nach München wie auch der Däne Nicolas Winding Refn, der unbestritten eine schillernde Persönlichkeit des Regiefachs darstellt.
Alle genannten bekamen eigene Filmreihen auf dem Filmfest, in denen bekannte und weniger bekannte Werke wiedergesehen oder neu erlebt werden konnten.
In der Hauptsache ist das Filmfest eine Plattform für Nachwuchsfilmemacher und deren Werke, die von den sogenannten Programmern über das Jahr hindurch auf anderen Filmfestivals auf der ganzen Welt entdeckt werden. Aber auch Werke arrivierter Filmemacher werden gezeigt. In den Kategorien „International Independents“ und „CineVision Award“ sind diese Streifen dann für das Münchner Publikum zu sehen, meist stellen die Regisseure, Produzenten und/oder Schauspieler ihre Werke auch persönlich vor. Bei den „CineMasters“ stehen zehn Meisterregisseure im Wettbewerb um den ARRI-Preis für den besten ausländischen Film. In „Neues Deutsches Kino“ geht es um Förderpreise für gelungene neue deutsche Filme und deren Macher, „Deutsche Fernsehfilme“ zeigt 15 kommende Fernsehhighlights, vornehmlich der öffentlich-rechtlichen Sender, wobei sich auch Dokumentarfilme darunter befinden. Bleibt noch die Reihe „Spotlight“, in der internationale Filmwerke, teilweise mit hochkarätiger Besetzung, gezeigt werden, und beim „Kinderfilmfest“ konkurrieren Kinderfilme aus der ganzen Welt um eine Auszeichnung aus München.
Fernab all der Filme bietet das Festival aber auch technische Informationen, Diskussionsrunden und Begegnungen der Fachleute der Filmbranche. Insgesamt ist das Filmfest ein sehr offenes Festival, in dem die Begegnung einen hohen Stellenwert einnimmt, was es sehr von ähnlichen Veranstaltungen deutlich unterscheidet. Und genau so lieben die Münchner ihr Filmfest, und das schon seit 30 Jahren!