Mit einem großen Knall wurde das diesjährige Filmfest eröffnet, mit einem Knall zahlreicher Karate Schüler im Mathäser-Kino, die das Premierenpublikum auf den Eröffnungsfilm "The Art of Self-Defense" einstimmten. Mit dabei waren mit Regisseur Riley Stearns und Hauptdarsteller Jesse Eisenberg große Namen aus Hollywood vertreten. Eröffnet wurde das Festival von der Leiterin des Filmfests, Diane Iljine, Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter sowie Judith Gerlach, Staatsministerin für Digitales.
Beendet wurde das Filmfest neun Tage später mit "Late Show", einer Amazon-Produktion mit Emma Thompson, CineMerit-Preisträgerin des vergangenen Jahres, in der Hauptrolle.
Mit sommerlich heißen Temperaturen konnte es dann in klimagekühlten Sälen weitergehen, als beim inzwischen 37. Filmfest insgesamt 180 Filme gezeigt wurden, davon 48 Welt- und 118 Deutschland-Premieren, die in neun Reihen präsentiert wurden.
Darüber hinaus gab es wieder Kino kostenlos und draußen, wenn unter dem Motto "Minga, Baby" am Gasteig Film mit Bezug zur Landeshauptstadt Open Air gezeigt wurden.
Wie schon im Vorjahr wurde in den gezeigten Filmen wieder geraucht und gesoffen, als gäbe es kein Morgen, doch Danny Boyle zeigte in "Yesterday", dass Filme auch ganz und gar rauchfrei funktionieren. Netflix hat inzwischen auch angekündigt, dass in den kommenden Produktionen wieder weniger geraucht werden soll.
Vor allem dramatische Stoffe wurden gezeigt, wobei es von Kindermisshandlung über Vereinsamung bis hin zu Mord aus Rache alle Facetten des menschlichen Abgrunds vertreten waren. Insbesondere Freundschaft, Beziehungen und Familie standen im Mittelpunkt vieler Filme, doch auch die Probleme der Digitalisierung wurde in zahlreichen Streifen thematisiert.
Komödien waren leider einmal mehr viel zu wenige am Start, und selbst bei deutschen Produktionen, die als Komödien angekündigt waren, war der dramatische Anteil bestimmend. Richtig Spaß hatten die Filmfans vor allem mit "Fisherman's Friends", einer herrlich erfrischenden Komödie über singende Fischer aus Cornwall, die auf einer wahren Geschichte basiert, wie auch bei "Yesterday" von Danny Boyle und Richard Curtis, wobei nicht nur die vielen Beatles-Songs zum Glücksgefühl beitragen.
Prominenz war auch wieder aus aller Welt nach München angereist, um die Filme zu präsentieren, davon insbesondere jede Menge deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler, die ihre Filme vorstellten und ausführlich mit dem Publikum diskutierten.
Vor allem für zwei Schauspieler waren besonders viele Fans an den Roten Teppich gekommen, um einen Blick, ein Selfie oder ein Autogramm erhaschen zu können und sorgten so für Ausnahmezustände am Gasteig: der spanische Schauspieler Antonio Banderas, gerade aus Cannes mit einer Ehrung für seine Darstellung zurückgekehrt, und der britische Schauspieler und Regisseur Ralph Fiennes, der seinen neuesten Film "Norejew" an die Isar mitbrachte, wurden mit dem Cinemerit-Award geehrt und gaben gut gelaunt Interviews und unzählige Autogramme.
Gefeiert wurde auch jede Menge während des Filmfests, zum einen auf den zahlreichen Empfängen und Get Togethers, mehr als in den Jahren zuvor, aber vor allem auch bei den Preisverleihungen, von denen es in diesem Jahr mehr als in den Jahren zuvor gab, nachdem nun noch ein Preis für die beste Co-Produktion aus der Taufe gehoben wurde.
Die diesjährigen Preisträger sind: bester internationaler Film wurde der brasilianische Film „Bacurau“, der beste internationalen Nachwuchsfilm die peruanisch-spanische Co-Produktion „Canción sin nombre“. Die Jury des internationalen Kritikerverbandes vergab den FIPRESCI-Preis 2019 an den deutschen Film "Lara", der Publikumspreis von Bayern 2 und Süddeutscher Zeitung ging an den syrischen Film "For Sama". Der ONE-FUTURE-PREIS, verliehen von der Interfilm-Akademie, ging in diesem Jahr an den chilenischen Film „Perro Bomba“. Der deutsche Nachwuchs wurde mit dem begehrten Förderpreis Neues Deutsches Kino ausgezeichnet. Den Preis für die beste Regie erhielt Jan-Ole Gerster für „Lara“. Martin Lischke („Leif in Concert“) erhielt den Produzentenpreis. Gleich zwei Preise gingen an Beteiligte von „Es gilt das gesprochene Wort“: Nils Mohl und Ilker Çatak wurden für das Beste Drehbuch ausgezeichnet, der Preis für das Beste Schauspiel ging an Oğulcan Arman Uslu.
Serien waren auch in diesem Jahr wieder mit am Start, wobei es gleich zu Beginn des größten Sommer-Filmfests ein Bingewatching-Event gab: alle sechs Folgen der ZDF-Produktion "Die neue Zeit" wurden auf der großen Leinwand am Stück gezeigt. Immerhin wurde den Zuschauern mittendrin eine 30-minütige Pause gegönnt.
Vor allem Produktionen der Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten waren am Start, darunter "Schuld", "Fett und Fett" oder "West of Liberty".
Im Sonderprogramm gedachte und feierte man "100 Jahre Bavaria Film" und auch ein anderes Schmankerl wurde im frisch renovierten und auf modernsten Standard eingerichteten ARRI-Kino gezeigt: "Apokalypse Now" im Final Cut, neu geschnitten und erweitert von Regie-Meister Francis Ford Coppola selbst. Erstmalig wurde ein 4K-Scan der Originalnegative erstellt, über 300.000 Einzelbilder wurden bereinigt, und auch die Audiospur wurde komplett restauriert und mit einer Dolby Atmos-Mischung versehen.
Die Sponsoren waren weitgehend die selben wie im vergangenen Jahr, wenn auch ohne Mobilitätspartner, vor allem aber blieben sie auffällig im Hintergrund.
Der Ticketverkauf wurde in diesem Jahr in professionalle Hände gegeben, was vor allem bei akkreditierten Besuchern zu reichlich Verwirrung führte, so dass viele von ihnen ihre Eintrittskarten sehr viel bedächtiger besorgten als in den Vorjahren.
Insgesamt wurden auf dem 37. Filmfest weniger Filme gezeigt als im Vorjahr, was aber nicht wirklich aufgefallen ist, da nun Zeit dafür war, diese Filme öfter zu zeigen, was zu deutlicher Entspannung bei den Kinogängern gesorgt hat. Das hochsommerliche Wetter hat am Ende doch seine Spuren hinterlassen, und so kamen mit knapp 70.000 Besuchern rund 10.000 weniger als noch 2018. Die Kinogänger genossen aber die Stunden in den dunklen und vor allem klimagekühlten Sälen sehr. Was die Spielstätten angeht, wird sich nun zeigen müssen, was nach dem weiteren Kinosterben in München zu tun sein wird, wenn im kommenden Jahr das Kino Münchner Freiheit nicht mehr zur Verfügung stehen soll.