Es gab wieder jede Menge zu sehen, auf dem diesjährigen Filmfest München, das heuer bereits zum 31. Mal stattfand.
Im Jahr zwei der neuen Festival-Leiterin Diana Iljine lautete das Motto "Starke Frauen", was in vielen der 174 gezeigten Filme aus 48 Ländern Programm war, entweder vor oder hinter der Kamera. So wurde das Filmfest auch folgerichtig mit dem Film "Exit Marrakech" einer starken Frau, der Oscar-Gewinnerin Caroline Link, eröffnet, die zu dieser Weltpremiere auch die Darsteller Ulrich Tukur, Samuel Schneider und Hafsia Herzi mitbrachte.
Vor der Kamera waren mit Julianna Moore, Fanny Ardant, Natalie Baye, Marion Cotillard, Kate Hudson, Katja Riemann, Julia Koschitz, Claudia Michelsen und Rooney Mara starke Frauen zu sehen, um nur wenige zu nennen.
In den neun Tagen des Filmfests wurden 32 Weltpremieren gefeiert, rund 200 Regisseure und Schauspieler stellten in dieser Zeit ihre Filme vor. Den echten Knaller-Film, ein "must see", da waren sich die Festival-Besucher einig, gab es nicht. Für die, die den Weg nach Cannes nicht geschafft hatten, war es angenehm, einige Filme aus deren Wettbewerb in München sehen zu können, darunter "Ain't Them Bodies Saints" oder "La Vie d'Adèle".
Es war jede Menge los, als Ehrengast Sir Michael Caine nach München kam, um seinen neuesten Film, "Mr. Morgans Last Love", zu zeigen und den CineMerit Award entgegen zu nehmen. Als er am ersten Festival-Tag auf dem Podium über seine Filme und sein Leben plauderte, herrschte Ausnahmezustand. Einige Gäste, die auf dem Weg zu einer Weltpremiere waren, wollten sich Sir Michael nicht entgehen lassen, und setzten ihren Weg ins Kino erst fort, als das Q'n'A des zweifachen Oscar-Preisträgers vorbei war. Manch Darsteller dieser Weltpremiere war darüber gar nicht so erfreut.
Zu fast allen Filmen waren mindestens die Regisseure nach München gereist, um ihre Werke vorzustellen und mit den Kinogängern zu reden, allen voran Costa-Gavras, Sandra Nettelbeck, Mike Figgis, Ariane Mnouchkine, Mira Nair sowie die erste saudi-arabische Filmemacherin Haifaa Al-Mansour. Besonderes Highlight in der Black Box im Gasteig war der Festival-Talk "Filmmakers Live", als der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn sein filmisches Idol Alejandro Jodorowsky befragte, dem er auch sein neuestes Werk "Only God Forgives" gewidmet hat.
Einige Neuerungen hatte das Fetsival in diesem Jahr auch zu bieten. So wurden nicht nur weniger Filme gezeigt als in den Vorjahren, das Filmfest wurde darüber hinaus in sieben Kinos quer über die Münchner Innenstadt verteilt, vom Stachus bis hin zur Münchner Freiheit. Filmreihen aus den Vorjahren wurden zusammengefasst, neue Reihen aus der Taufe gehoben. Neu war auch ein eigener Anteil an Fernseh-Serien wie auch ein Special zu Computer-Spielen.
Die gezeigten deutschen Filme folgten verstärkt dem Heimat-Krimi-Trend, wobei die Palette vom neuesten Werk aus Niederbayern, "Paradies 505", über "Dampfnudelblues. Ein Eberhoferkrimi" bis hin zu "Hattinger und die kalte Hand - Ein Chiemseekrimi" reichte. Doch auch andere Krimis gab es erstmals in München zu sehen: In "Harms" war Heiner Lauterbach ob seines Gesichtsschmucks kaum wieder zu erkennen, "München Mord" zeigt eine sehr unterhaltsame Ermittler-Truppe, von der man gerne mehr sehen möchte, und in "00Schneider - Im Wendekreis der Eidechse" ermittelt der schrägste Detektiv überhaupt, Helge Schneider, endlich wieder. Weiter wurde mit "Der blinde Fleck" ein brisanter Stoff verfilmt, bei dem es darum geht, dass seit dem Anschlag auf das Oktoberfest im Jahre 1980 die Täter noch immer nicht ermittelt sind, weil es wohl politisch nicht gewollt war, von der Einzeltätertheorie abzuweichen. Zum Glück hatten die Kinogänger mit "Wert hat Angst vor'm weißen Mann" und "König von Deutschland" auch amüsante Momente auf dem Filmfest, was vor allem der brillanten Besetzung der beiden Filme geschuldet ist.
Bei den zehn großen Preisverleihungen gab es wieder einige Überraschungen und Diskussionen über die Auswahl der Gewinner, wobei sich bei der Verleihung des "Friedenspreis des deutschen Films - Die Brücke" alle einig waren, dass "Der blinde Fleck" diese Auszeichnung verdient hat.
Ob es bei den Neuerungen dieses Jahres in Zukunft bleibt, wird die Zukunft zeigen. Ein neues Kino-Zentrum, das die versprengten Locations wieder zusammenführt, wäre zu begrüßen, weil durch die mitunter recht langen Wege viel Zeit verloren geht, und damit Filme im direkten Anschluss kaum mehr zu schaffen sind. Wer sich jetzt schon Zeit für das 32. Filmfest München freihalten möchte: 2014 findet das Filmfest im Zeitraum 27.06.-05.07. statt.