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Doctor Who - Aus der Zeit gefallen

Jede Ära findet einmal ihr Ende. Bei Doctor Who ist das jedoch regelmäßig der Fall, wenn sich die Fangemeinde von einem liebgewonnenen Doctor verabschieden muss, um sich nach der Reinkarnation einem gänzlich neuen Doctor zu widmen. So ist es nunmehr elf Mal geschehen, das zwölfte Mal war bereits vor über einem Jahr angekündigt, nachdem Peter Capaldi seinen Ausstieg aus der Rekord-Serie erklärt hatte. Für gewöhnlich findet ein solcher Wechsel zum Ende einer Staffel statt, hin und wieder aber auch beim Weihnachtsspecial, das traditionell im britischen Fernsehen besonders hohe Einschaltquoten zu verzeichnen hat und damit einem nationalen Fernseh-Event gleich kommt. Zum Weihnachtsspecial 2017 war es also soweit, aber dieses Mal wurde dieses Ereignis ganz besonders zelebriert, wozu sich Autor Steven Moffat besondere Mühe gegeben hat.

Der Doctor, aktuell der zwölfte, trifft am Südpol auf den Ersten Doctor. Beide weigern sich jedoch, ihre Regeneration anzutreten, und so kommt es zu einem Fehler in der Timeline. Der wiederum hat direkte Folgen für einen Captain der Royal Army im Ersten Weltkrieg. Dazu kommen bisher ungekannte Wesen, die dem Captain schon auf dem Schlachtfeld begegnet sind, und die keiner der Anwesenden zuordnen kann. Die beiden Doktoren machen sich dran, den Fehler in der Zeitlinie zu beheben, nachdem sie sich erst einmal aneinander gewöhnt haben, und treffen dabei auf alte Bekannte, Freunde wie Feinde.

Das Serien-Special liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD 5.1) vor. Wie gewohnt finden sich auch auf dieser Doctor Who-Scheibe einige Extras, nämlich die Featurettes "Doctor Who Extra", "The End of An Era" sowie das "Doctor Who Panel: San Diego ComicCon 2017". Dazu gibt es ein Booklet mit zusätzlichen Informationen zum Serien-Special.

Nicht zum ersten Mal treffen mehrere Reinkarnationen des Doctors aufeinander. Dass aber ausgerechnet ein aktueller Doctor auf den ersten trifft, ist neu, dazu jeder in seiner eigenen TARDIS. Die verschiedenen Sichtweisen des Doctors aus den 1960er Jahren und die des Doctors aus dem 21. Jahrhundert werden genüsslich zelebriert, sei es untereinander oder zusammen mit Bill Potts. Eine selbständige, junge Frau mit einem eigenen Willen kann sich der erste Doctor so überhaupt nicht vorstellen.

Dieses von den Whovians in aller Welt lange und heiß ersehnte Special sollte ohnehin etwas ganz Besonderes werden, steht doch am Ende die Reinkarnation zum ersten weiblichen Doctor Who an! Daher werden in diesem einstündigen Special sämtliche Register gezogen, um Doctor Who Nummer dreizehn würdig einzuführen. So verwundert es auch nicht, dass das Bonus-Material insgesamt länger läuft als das eigentliche Serien-Special, denn hier gibt es viel zu erzählen.

Peter Capaldi, dessen Doctor Who schon in der jüngsten Staffel nicht mehr so recht in Schwung kommen wollte, verabschiedet sich jedoch gut gelaunt und mit dem bekannten und recht pointierten Wortwitz von seinen Fans, und gleichzeitig gibt es ein Wiedersehen mit David Bradley, der den Fans schon als der erste Doctor im Jubiläums-Special anlässlich des 50. Serien-Geburtstags, "Ein Abenteuer in Raum und Zeit", sowie aus dem Ende der zehnten Staffel bekannt ist. Mit von der Partie sind wieder, wenn auch nur kurz, Matt Lucas in seiner Rolle als Nardole und natürlich auch die aktuellste Begleiterin des Doctors, Bill Potts, gespielt von Pearl Mackie. Doch auch Clara Oswald, gespielt von Jenna Coleman, ist kurz zu sehen. Natürlich kommen auch in diesem Special wieder die Dauerfeinde des Doctors vor.

In der Story werden mehrere Erzählstränge aus zahlreichen vorhergehenden Staffeln zusammen geführt, was das Special mitunter, vor allem für Doctor Who-Neulinge, etwas anstrengend macht und fast schon zu einem Kammerspiel einmal in der neuen, einmal in der alten TARDIS verkommen lässt. Dennoch gelingt es Autor und Produzent Steven Moffat, eine spannende, witzige und herzerwärmende Geschichte zu erzählen, die darüber hinaus in Teilen auf wahren Begebenheiten während des Ersten Weltkriegs beruhen.

Besonders interessant für die Fans der Dauerserie ist jedoch der erste Auftritt von Jodie Whittaker als erster weiblicher Doctor Who, auch wenn sie ihr erstes Abenteuer in ihrer neuen Rolle erst im Herbst im britischen Fernsehen bestehen darf. Äußerlich unterscheidet sie sich natürlich von ihrer Statur und der Tatsache, dass sie eine Frau ist, von ihrem Vorgänger, aber auch von ihrer Kleidung. Der zwölfte Doctor war eher konservativ gekleidet, die neueste Reinkarnation dagegen trägt eher ein flippiges, farbenfrohes Ensemble zu Hochwasserhosen und ihren blonden Haaren. Größer könnte der Kontrast kaum sein!

Das Special endet mit einem unglaublichen Cliffhanger, der die Wartezeit bis zur nächsten Staffel für Fans schier unerträglich macht.

Dass die britische Science-Fiction-Fernsehserie "Doctor Who" in Deutschland längst nicht den Kult-Status genießt wie in seinem Heimatland Großbritannien, wird allein dadurch deutlich, dass die Veröffentlichung des Weihnachtsspecials fast bis Pfingsten gedauert hat, damit nun auch die deutschen Fans mit dem dreizehnten Doctor, eigentlich der Doctress, bekanntgemacht werden können. Doch das Warten hat sich gelohnt, und so verabschiedet sich Peter Capaldi in seinem letzten Auftritt als zwölfter Doctor in einer herrlichen Geschichte und mit einem Knall von seinen Fans. Nun ist der Weg bereitet für den ersten weiblichen Doctor, und somit geht das Warten wieder von vorne los, bis auch die deutschen Fans die neuen Abenteuer aus Zeit und Raum erleben dürfen. Doch bis dahin kann man noch einmal die bisherigen Staffeln des Timelords genießen, zumindest aber das vorliegende Special "Aus der Zeit gefallen"!

Pascal May